Diese Fotos wurden vor 16 Jahren im Rabot-Viertel, in der Nähe meiner damaligen Wohnung im siebten Stock der Rabot-Türme in Gent, aufgenommen. Ich erinnere mich, dass ich ziemlich frustriert über das Wetter war, ein typischer Nordsee-Wolkenhimmel, der mich daran hinderte, einige Hell-Dunkel-Bilder zu machen, um sie den Mitgliedern des Fotoclubs “Het Spoor” zu zeigen. Damals arbeitete ich für die KAJ und war fast jeden Tag unterwegs, um Jugendgruppen zu betreuen. Ich hatte keine Zeit, einen freien Tag zu vergeuden, nur weil das Wetter nicht zu meinen Bedürfnissen passte.
Ich stürzte mich nicht in die Altstadt von Gent, sondern blieb in den engen multikulturellen Straßen meines Viertels, um ein bisschen zu spielen. Mir fielen die bunten Fassaden auf, Überreste der monotonen Arbeiterwohnungen einer vergangenen Textilfabrik. Die unterschiedlichen Farbgestaltungen waren das Ergebnis studentischer Frivolität. Nachdem ich ein wenig fotografiert hatte, fielen mir die Fahrräder auf, die oft in der Nähe der Eingangstür standen, und ich beschloss, eine Serie daraus zu machen. Während ich die Aufnahmen machte und die Ergebnisse auf dem Bildschirm meiner Nikon D90 betrachtete, begann ich die positiven Auswirkungen des grauen Wetters zu schätzen. Die Farbtöne kamen klarer heraus und die Struktur der Ziegelsteine brachte mehr Kontrast.
Ich war immer noch enttäuscht, dass ich keine sonnigen Straßenfotos von der Altstadt hatte, aber ich präsentierte dieses Bildpaket trotzdem bei unserem nächsten Fotoclubtreffen. Der Vorsitzende, Freddy Van Vlaenderen, der beste Lehrer der Stadt, überzeugte mich davon, dass diese Bilder einen künstlerischen Wert hatten, und motivierte mich, sie 2006 in der Kulturkapelle St. Vincent auszustellen. Ich habe sieben Bilder auf Platten gedruckt, meine erste öffentlich ausgestellte Arbeit.
Ich nahm die Platten nicht mit nach Österreich, sondern ließ sie an der Wand einer Wohngemeinschaft in Leuven, wo ich von 2007 bis 2010 lebte. Ich schätze diese Serie aber nach wie vor, weil sie ein wichtiger Meilenstein meiner fotografischen Entwicklung ist. Ich habe sie erst 2017 erst wieder angeschaut und war vor allen von den kleinen Unterschieden begeistert. Da ich in Österreich lebe, erkenne ich die Besonderheit der Backsteinfassaden und den fehlenden Abstand zwischen den Haustüren und der Straße.
Ich muss bald mal wieder hinfahren, um nach zu sehen, wie sich das Viertel im letzten Jahrzehnt entwickelt hat.
Einige Bilder des Projekts Fahrräder und ihre Fassaden findest du hier: Fotoprojekt_FahhräderFassaden